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Interview mit Frau Dittmer vom Unternehmen Lay Gewürze

Liebe Frau Dittmer, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und uns für ein Interview zur Verfügung stehen. Wollen Sie uns zu Beginn etwas über Lay Gewürze erzählen?
Frau Dittmer:
Sehr gerne! Lay Gewürze wurde 1920 nach dem ersten Weltkrieg durch die Brüder Lay als Konservierungs- und Salzfabrik in der strategisch günstigen Mitte Deutschlands gegründet. Im Jahr 1965 haben die zwei Cousins Heinz und Dr. Bernhard Lay das Unternehmen übernommen. Mit der Übernahme wurde die Produktionspalette des Unternehmens durch den Gewürzhandel erweitert. Gewürze wurden weltweit eingekauft und innerhalb Deutschlands verkauft. Die Herren Lay hatten es sich dabei auch nicht nehmen lassen bei ihren Kunden persönlich im Frack mit dem Maybach vorzufahren, um die Jahresbestellungen aufzunehmen.

Und wie kommt es, dass Ihr Vater und Sie nun die Geschäftsführung übernommen haben?
Frau Dittmer:
Da die Cousins Lay kinderlos waren, haben sie sich in der eigenen Belegschaft nach einem möglichen Nachfolger umgesehen. Mein Vater war den beiden Geschäftsführern seit seiner Zeit als Lehrling bekannt. Die Eigentümer sahen Potenzial in meinem Vater und leiteten ihn in einer Art Mentoring sehr väterlich an und führten ihn in die Leitung des Unternehmens ein. Dann ging das Unternehmen nach und nach an meinen Vater über und später als Teilhaberinnen an meine Schwester und mich

Warum haben Sie sich für die Unternehmensnachfolge entschieden?
Frau Dittmer: Ich bin dem Unternehmen schon seit frühester Kindheit positiv verbunden. Unser Haus lag direkt neben der Firma und ich bin als Kind durch den Garten in die Firma gestiefelt, wenn ich meinen Vater sehen wollte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es immer toll gerochen hat, wenn ich die Firma betreten habe. Die Begeisterung und der Enthusiasmus meiner Eltern sind schon damals auf mich übergeschwappt, sodass ich mich stark mit der Firma identifiziert habe. Meine Ferien- und Aushilfsjobs habe ich in der Firma absolviert und konnte auf diesem Weg jede Abteilung kennenlernen. Als irgendwann die Übergabe des Unternehmens anstand, war für mich klar, dass ich Lay Gewürze übernehmen möchte.

Wenn Sie an den ganzen Prozess zurückdenken, was war die größte Herausforderung?
Frau Dittmer:
Die größte Herausforderung war und ist immer noch, dass man häufig mit dem Vorgänger verglichen wird. Das ist durchaus normal und legitim, da mein Vater den Betrieb 41 Jahre lang geführt hat und von 17 Mitarbeitern zu einem international agierenden Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten gemacht hat. Ich bin aber nicht wie mein Vater, ich bin nicht die klassische Verkäuferin. Ich bin ein Zahlenmensch und liebe die Produktion und aus der eigenen Leidenschaft heraus finde ich, dass man sich seinen eigenen Weg bahnen muss und von Anfang an versuchen sollte, seine eigenen Fußstapfen zu hinterlassen.

Foto: Barbara Neumann Oktober 2019

Mareike Dittmer ist Geschäftsführerin der 1920 gegründeten Lay Gewürze GmbH. Als langjährige Prokuristin erfolgte in diesem Jahr die Benennung zur Geschäftsführerin. Frau Mareike Dittmer übernimmt als erste Frau die Staffel der Geschäftsführung und führt das Unternehmen Lay Gewürze in eine neue Generation. Lay Gewürze beliefert erfolgreich mit über 100 Mitarbeitern Kunden aus aller Welt mit Natur- und Mischgewürzen, Marinaden und Hilfsstoffen.

Welche Bedeutung hat aus ihrer Sicht die fachliche Qualifikation für die Unternehmensnachfolge?
Frau Dittmer:
Wenn es um das Thema Nachfolge geht, dann hat man viel mit Gesellschaftsverträgen und Steuerrecht zu tun. Es fängt schon an, dass man eine Bilanz lesen können muss, sodass man bei einer Besprechung mit Stakeholdern auch Fragen beantworten kann. Selbst wenn es im Unternehmen einen Rechtsanwalt oder Steuerberater gibt, sollte man in der Lage sein selber zu verstehen, was der Rechts- oder Steuerberater einem zu erklären versucht. Ich habe nie bereut das Studium „Mittelstandsmanagement“ absolviert zu haben, da mir die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse neben meinem Chemiestudium fehlten. Deshalb würde ich jedem technischen Fachbereich empfehlen, Grundkenntnisse der Betriebswirtschaft in das Studium zu integrieren.

Denken Sie, dass es hilfreich ist einen Blick in andere Unternehmen zu werfen, bevor man die eigene Unternehmensnachfolge antritt?
Frau Dittmer:
Ja, auf jeden Fall! Bevor man sich in das gemachte Nest setzt, sollte man meiner Meinung nach zumindest eine andere Unternehmenskultur spüren. Dabei ist es egal, ob man in einen Konzern oder in ein Familienunternehmen geht. Es ist wichtig fremde Luft zu schnuppern und positive sowie negative Erfahrungen zu machen. Es ist ungemein hilfreich, wenn man nicht nur die Führungsebene kennt, sondern auch die Mitarbeiter versteht und ihre Perspektive einnehmen kann.

Was würden Sie einer Unternehmensnachfolgerin oder einem Unternehmensnachfolger der Hochschule Koblenz als Rat zur Perspektive der Unternehmensnachfolge mit auf den Weg geben?
Frau Dittmer:
Zunächst ist es wichtig, dass man sich mit dem Produkt oder der Dienstleistung identifizieren kann. Wenn das gegeben ist, dann ist die Freude an der Sache ganz wichtig. Zudem sollte man möglichst versuchen, den Bildungsweg auf eine spätere Übernahme auszurichten. Die Entscheidung zur Übernahme sollte man selbst treffen; niemand sollte zur Übernahme gedrängt werden. Darüber hinaus ist bei einer familieninternen Nachfolge wichtig, dass Regeln und Meilensteine existieren, sodass man den innerfamiliären Frieden und die Arbeitsplätze der Mitarbeiter sichert. Der Prozess der Übernahme sollte so früh wie möglich beginnen, damit der Übergebende als Mentor im Übergabeprozess zur Verfügung stehen kann. Ansonsten kann man in die Aufgabe der Unternehmensleitung hineinwachsen.

Vielen Dank für das Interview Frau Dittmer!

Zum Aktionstag der Unternehmensnachfolge ist das Projekt SUCCESSor online gegangen!

Mit dem neuen Zertifizierungsprogramm „SUCCESSOR Qualifizieren – Vernetzen – Nachfolge sichern“ entwickelt die Hochschule Koblenz aktuell ein einzigartiges und innovatives Unterstützungsangebot, um Studierende für die Unternehmensnachfolge in Familienbetrieben zu sensibilisieren, zu qualifizieren und zu vernetzen. Damit ist die Hochschule Teil der vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Initiative „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“, die bundesweit 30 Projekte einschließt. Die Förderung richtet sich an Modellprojekte, die innovative Unterstützungsangebote bei regionalen Unternehmensnachfolgen erproben.

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Foto: Colourbox.de

Vom Hörsaal in den Chefsessel – einmal anders: Hochschule Koblenz startet Projekt zur Unternehmensnachfolge

KOBLENZ. Mit einem besonderen Weiterbildungsangebot wird die Hochschule Koblenz ab 2022 das nötige Rüstzeug für leichtere Unternehmensübergaben in Familienunternehmen bereitstellen: In einem wettbewerblichen Verfahren hat die Hochschule den Zuschlag des Bundeswirtschaftsministeriums für das Projekt „SUCCESSOR Qualifizieren – Vernetzen – Nachfolge sichern“ erhalten. Gemeinsam mit regionalen Partnern wird die Hochschule im nächsten Jahr ab dem Sommersemester ein Programm zur Qualifizierung und Vernetzung von akademisch qualifizierten Nachfolgerinnen und Nachfolgern umsetzen. Die Umsetzung des Projekts wird durch die Partner Wirtschaftsförderung am Mittelrhein, Wirtschaftsförderung Westerwald, Sparkasse Koblenz und durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt.

 

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Mit dem neuen Zertifizierungsprogramm „SUCCESSOR Qualifizieren – Vernetzen – Nachfolge sichern“ entwickelt die Hochschule Koblenz aktuell ein einzigartiges und innovatives Unterstützungsangebot, um Studierende für die Unternehmensnachfolge in Familienbetrieben zu sensibilisieren, zu qualifizieren und zu vernetzen. Damit ist die Hochschule Teil der vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Initiative „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“, die bundesweit 30 Projekte einschließt. Die Förderung richtet sich an Modellprojekte, die innovative Unterstützungsangebote bei regionalen Unternehmensnachfolgen erproben und damit neue kreative Impulse zur Thematik der Unternehmensnachfolge setzen.

„Gerade vor dem Hintergrund, dass 1,5 Millionen Inhaberinnen und Inhaber von Unternehmen 55 Jahre oder älter sind, rückt der Diskurs um die geeignete Nachfolge immer mehr in die Öffentlichkeit. Unternehmen werden vor dem Hintergrund des demografischen Wandels immer öfter vor der Herausforderung stehen, frühzeitig zu planen, um eine geeignete Nachfolge zu sichern“, erklärt Prof. Dr. Holger Reinemann aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Koblenz. Dabei müssen sich Unternehmer unter anderem mit den Fragen beschäftigen, ob sie das Unternehmen intern oder extern weitergeben möchten, wie ein geeigneter Nachfolger gefunden werden kann oder wann der geeignete Zeitpunkt zur Übergabe ist. Durch den zeitintensiven Prozess ist die Regelung der Nachfolge essenziell für eine weitere strategische Planung.

Mit Ihrem Ansatz, ein Qualifizierungsprogramm für Nachfolger und Nachfolgerinnen anzubieten, schließt die Hochschule Koblenz einen Bedarf, dem bisher nur wenig Beachtung geschenkt wurde. „Während zur Qualifizierung von Startup-Gründern an Hochschulen eine Vielzahl von Angeboten zur Verfügung stehen, werden potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger aus Hochschulen eher vernachlässigt“, so Muad Khemiri, der das Projekt SUCCESSOR leitet. Nach ersten Schätzungen liege das Potenzial von Nachfolgerinnen und Nachfolgern an Hochschulen derzeit bei etwa 630.000 Studierenden, die über einen unternehmerischen Familienhintergrund verfügen. In den kommenden fünf Jahren werden mindestens 17.000 Akademikerinnen und Akademiker im Nachfolgeprozess die Unternehmensleitung übernehmen. „Für die Hochschule Koblenz zeigen Befragungsergebnisse, dass ungefähr zehn Prozent der Studierenden in ihrem Berufsleben die Leitung eines Familienbetriebs übernehmen werden“, berichtet Khemiri weiter.

„Ohne die Unterstützung unserer Kooperationspartner wäre das Projekt nicht umsetzbar, sie alle bringen Expertise und Kompetenzen in das Projekt ein, die für die Studierenden enorm wichtig sind“, betont Reinemann. Der Fokus des im April 2021 gestarteten Projekts liegt auf einem interdisziplinären Angebot, das die Kompetenzen potenzieller Übernehmer an der Hochschule fördert und insbesondere Studierende der technischen Fächer an Hochschulen einbezieht. Mit der Qualifizierung in der SUCCESSOR-Academy wird ein Zertifikatsprogramm für potenzieller Nachfolgerinnen und Nachfolger entwickelt und soll ab dem kommenden Jahr umgesetzt werden. Besonders vorteilhaft ist, dass Studierende die Module auch in existierende Studiengänge integrieren können. Das Programm zielt auf die Vermittlung von breiten, anwendungsorientierten Kompetenzen, die im Nachfolgeprozess konkret eingesetzt werden können. Neben der Einbettung eines Lehrplans, der den Bedarf der Studierenden trifft, ist ein weiteres Ziel, die Nachfolgerinnen und Nachfolger aus der Hochschule zu vernetzen. Dies soll über den SUCCESSOR-Club erfolgen, in dem ein Netzwerk von Studierenden mit Alumnis etabliert werden soll, die eine Nachfolge bereits angetreten haben.

Kontakt:
Herr Muad Khemiri
Herr Prof. Dr. Holger Reinemann
E-Mail: successor@hs-koblenz.de
Tel.: 0261/9528 1757

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